Besprechung zu Shugoro Yamamotos „Die Rache“
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Der cass verlag für südostasiatische Belletristik und Kriminalliteratur hat zum Jahresende 2023 geschlossen. Aus diesem Anlass stellen wir ausgewählte Veröffentlichungen vor, die demnächst den Markt verlassen. Nachdem wir zuletzt Chisako Wakatakes Jeder geht für sich allein besprochen haben, rücken wir nun Die Rache von Shugoro Yamamoto mit Illustrationen von Hideki Nagai in den Mittelpunkt.
Hierzulande ist das rund 60 Seiten umfassende Werk im November 2020 in den Handel kommen, mittlerweile wird die zweite Auflage ausgeliefert. Zum Preis von 20,00 € wird eine Aufmachung als Hardcover in den Maßen 19,2 × 12,1 geboten, gedruckt wurde auf merklich wertiges Papier. Die Bindung der in Halbleinen gefassten Novelle ist straff. Eine E-Book-Fassung ist nicht erhältlich. Interessierte können Die Rache beispielsweise über Amazon *WERBUNG oder Thalia *WERBUNG beziehen, bei Bestellungen im Handel vor Ort empfiehlt es sich gegebenenfalls, die ISBN 978-3-944751-18-4 bereitzuhalten.
Inhaltsbeschreibung
Getrieben von Neugier, greift ein Koch der Kumamoto-Burg den legendären Schwertmeister Miyamoto Musashi aus einem Hinterhalt heraus an. Dieser pariert lautlos – und tötet den Angreifer mit einem Streich. Der Koch stirbt, in Einklang mit dem von ihm hochgeachteten Kodex des Schwertes, zufrieden. Er hinterlässt zwei Kinder. Während der Leichnam in das Haus der Familie überführt wird, treibt sich der jüngere Sohn Iwata in der Unterstadt herum, frönt Frauen und Alkohol.
Auf der Trauerfeier des Vaters wird Iwata von seinem Bruder, dem jetzigen Sippenoberhaupt, verstoßen. Fortan ist er gezwungen, nahe einer Brücke im Freien zu hausen. Er plant, sein Dasein als Bettler zu fristen. Genau dieses Verhalten stößt – zu seiner Überraschung – auf Interesse, geradezu Bewunderung. Die Menschen, darunter die wunderschöne O-Kita, die den Herumtreiber zuvor noch harsch abgewiesen hat, bringen ihm Geld, Essen, Kleidung und weitere Annehmlichkeiten.
Nie scheint Iwatas Leben schöner gewesen zu sein, aber genau das sorgt bei ihm für Irritation. Warum wird ihm auf einmal so respektvoll gegenübergetreten? Könnte das Ganze mit Miyamoto Musashi, der seit Kurzem zweimal täglich die Brücke nahe Iwatas Behausung überquert, in Zusammenhang stehen? Dass ausgerechnet jener Schwertmeister, der seinen Vater getötet hat, auf seinen Wegen über den Fluss Shirakawa stets für einige Momente gut sichtbar stehen bleibt und innehält, kommt Iwata zunehmend seltsam vor.
O-Kita gibt ihm schließlich den entscheidenden Hinweis, der den jungen Mann sogleich in Panik versetzt …
Aufbau & Ausdruck
In der Novelle sind auf etwa 50 Seiten elf Kapitel enthalten, dazu vier Illustrationen von Hideki Nagai. Letztere sind schwarz-weiß, mit feinen Graustufen ausgestaltet und erstrecken sich jeweils über eine gesamte Buchseite. Auf der Rückseite sind die Illustrationen unbedruckt, damit scheint selbst bei stärkerem Lichteinfall kein Text durch.
Die Leserschaft bekommt die Geschehnisse durch einen personalen Er-Erzähler vermittelt. Mit Ausnahme des ersten Kapitels, das als eine Art Prolog auf einer halben Seite den Tod des Vaters schildert, steht immer Iwata im Zentrum der Aufmerksamkeit. Zu den Beschreibungen mischen sich einzelne Mono- und Dialoge.
Stilistisch sind weder Sonderheiten noch Mängel aufgefallen. Die Übersetzung aus dem Japanischen von Katja Cassing ist stimmig und ohne orthografische Fehler, das von ihr verfasste Nachwort zudem eine informative Einführung in das Leben, Schaffen und Wirken von Shugoro Yamamoto. Mithilfe der kostenlosen Download-Leseprobe können sich Interessierte einen eigenen Eindruck von dem Titel verschaffen. Neben einem Großteil der ersten beiden Kapiteln ist eine der erklärten Zeichnungen enthalten.
Fazit
Mit Die Rache ist zum ersten Mal ein Werk von Shugoro Yamamoto, und damit ein Stück japanisches Kulturgut, auf den deutschsprachigen Markt gekommen. Die Novelle vermittelt einen groben Eindruck von der Arbeit des 1967 verstorbenen Autoren, der das Segment der historischen Romane mit seinen Protagonisten aus der Peripherie, wie Iwata als verstoßener Sohn eines Kochs ebenfalls einer ist, geprägt hat.
Bedingt durch den Bruch mit bekannten Genre-Stereotypen, die zumeist um einen gar übermächtigen Helden arrangiert sind, weiß das Buch trotz seiner überschaubaren Länge gleich mit mehreren Wendungen zu begeistern. Auch dass reale Schauplätze genannt und geschichtliche Figuren – wie etwa der Schwertmeister Miyamoto Musashi – auftreten, prägt den Charme der Veröffentlichung.
Insofern möchten wir die Kurzgeschichte empfehlen, vor allem Fans von historischen Stoffen. Wer Manga wie Kenshin oder Lone Wolf & Cub schätzt, ist hier aus unserer Sicht sehr gut beraten. Der Liebhaber-Preis von 20,00 € nivelliert sich durch die qualitative Aufmachung.
Der cass verlag hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem Belegexemplar unterstützt.