„17-21“ und „22-26“ – Eindrücke zu den „Tatsuki Fujimoto Short Stories“
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Tatsuki Fujimoto ist für Chainsaw Man inzwischen weltberühmt. Bereits vor dem Shounen-Bestseller hat er Manga veröffentlicht – neben Fire Punch waren das zahlreiche Kurzgeschichten. Mit den Tatsuki Fujimoto Short Stories 17-21 und 22-26 hat Egmont Manga zuletzt zwei Oneshot-Sammlungen des Künstlers herausgegeben. Wir haben uns diese genauer angeschaut und berichten.
Der Berliner Verlag hat die beiden Zusammenstellungen im Januar beziehungsweise Februar 2023 auf Deutsch veröffentlicht. Während 17-21 rund 180 Seiten zählt, wartet 22-26 mit einem Gesamtumfang von fast 200 Seiten auf. Wie Look Back ist der Release als Softcover-Großformat mit dezenter Spotlack-Veredelung auf der gesamten Außenseite gefasst. Gedruckt ist auf reinweißes, wertiges Papier. Neben der Printausgabe für je 12,00 € wird eine Fassung als E-Book angeboten. Diese kostet 8,99 € pro Band.
Inhaltsbeschreibung
Die Namensgebung der beiden Kurzgeschichtensammlungen verweist auf das Alter von Tatsuki Fujimoto zum Zeitpunkt ihrer Entstehung. Pro Band sind jeweils vier Oneshots enthalten, die zwischen 2011 und 2018 gezeichnet wurden. Auf der Ebene der Handlung sind alle Short Stories einzeln voneinander zu betrachten, inhaltliche Verwebungen gibt es nicht.
In 17-21 sind Im Garten gab es zwei Hühner, Sasaki hat die Kugel gestoppt, Liebe macht blind und Shikaku abgedruckt. Im Garten gab es zwei Hühner erzählt von einer Alien-Invasion, durch die die Menschheit in kürzester Zeit ausgelöscht wurde. Lediglich eine Grundschülerin und ein ihr unbekannter Junge überleben – indem sie sich als Hühner verkleidet im Stall der Schule verstecken. Dort werden sie von den Aliens gefüttert, bis ihre Tarnung auffliegt.
Bei Sasaki hat die Kugel gestoppt wird eine gesamte Schulklasse von einem Bewaffneten bedroht. Im Austausch gegen Sex mit der Lehrerin ist dieser zwar bereit, die Kinder gehen zu lassen – doch das kann Sasaki, selbst vernarrt in seine Klassenlehrerin Frau Kawaguchi, auf keinen Fall zulassen. Ein bestimmtes Ereignis beeinflusst schließlich das Schicksal aller Beteiligten.
Das Sprichwort „Liebe macht blind“ trifft auf Protagonist Ibuki aus der dritten Kurzgeschichte haargenau zu. Er hat sich vorgenommen, Kounoso auf jeden Fall an diesem Tag ein Liebesgeständnis zu machen. Während er nach den richtigen Worten für seine Gefühle sucht, meistert er – ganz unwissentlich – die verschiedensten Situationen. Und rettet nebenbei die Welt.
Ewiges Leben ist für Yugeru aus Shikaku gleichbedeutend mit nie endender Langeweile. Deswegen beauftragt der Vampir die wohl durchgeknallteste Auftragskillerin Japans, um seinem Dasein ein Ende zu bereiten. Selbst ihr gelingt es zwar nicht, den Fluch der Unsterblichkeit zu beenden, allerdings weckt sie in Yugeru etwas, das der Unverwundbare seit über 400 Jahren nicht mehr verspürt hat.
TATSUKI FUJIMOTO TANPENSHU 17-21 © 2021 Tatsuki Fujimoto / SHUEISHA Inc.
TATSUKI FUJIMOTO TANPENSHU 22-26 © 2021 Tatsuki Fujimoto / SHUEISHA Inc.
22-26 setzt sich aus Die Rhapsodie der Meerjungfrauen, Das In-einem-Mädchenkörper-erwachen-Syndrom, Nayuta aus der Prophezeiung und Die große Schwester der kleinen Schwester zusammen. Ersteres dreht sich um Toshihide, der es vorzieht, die Schule zu schwänzen, um auf einem Klavier unter Wasser zu spielen. Dabei lockt er eines Tages eine Meerjungfrau an. Beide freunden sich an, doch das Verhältnis ist angespannt – als Meerjungfrau könnte Shiju jederzeit in einen Blutrausch verfallen.
In der Welt von Das In-einem-Mädchenkörper-erwachen-Syndrom führen mysteriöse Umstände zu einer unumkehrbaren Veränderung des Geschlechts. Der gesamte Körper von (einem anderen) Toshihide, der schon früh wegen seiner weinerlichen Natur gehänselt wurde, verwandelt sich plötzlich in den eines Mädchens. Damit ergeben sich unmittelbare Herausforderungen für seine Selbstwahrnehmung und die Beziehung zu seiner Freundin Rie.
Sowohl Nayuta aus der Prophezeiung als auch Die große Schwester der kleinen Schwester thematisieren eine geschwisterliche Beziehung. Einmal geht es um einen Jugendlichen, der seine als Teufel gebrandmarkte Schwester Nayuta, ein gehörntes Mädchen mit Zauberkräften, vor einem wütenden Mob schützen muss, beim anderen stehen Neid und Liebe zwischen Schwestern im Mittelpunkt.
Visualisierung
Mit 17-21 und 22-26 können die zeichnerischen Anfänge von Tatsuki Fujimoto über den Zeitraum von acht Jahren hinweg nachvollzogen werden. Aus technischer Perspektive sind die Kurzgeschichten, wie zu erwarten, wesentlich weniger entwickelt, als man es von den jüngeren Veröffentlichungen des Mangakas gewohnt ist. Im direkten Vergleich fehlt es beispielsweise an der präzisen Linienführung und Detailreichtum.
Dennoch ist die Optik keinesfalls schlechtzureden. Zeichnungen dienen unserer Ansicht nach primär dazu, die Geschichte in nachvollziehbarer Form aufzubereiten – das ist hier vollumfassend gelungen. Weiterhin passt der Stil zu dem etwas experimentellen Charakter der Short Stories. Im Prinzip ist genau das geboten, was man von den frühen Werken eines neoprogressiven Künstlers wie Tatsuki Fujimoto erwarten würde.
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Voice Comic zu Nayuta aus der Prophezeiung
Herausgeber Egmont Manga hat die beiden Zusammenstellungen nicht eingeschweißt. Entsprechend ist es in der Regel möglich, im Handel vor Ort unverbindlich reinzublättern und die verschiedenen Spezifika individuell auf sich wirken zu lassen. Mit der Online-Preview an dieser Stelle kann das vierte Kapitel aus 17-21, Shikaku, kostenlos auf Deutsch angelesen werden.
Fazit
Schon in den frühen Werken von Tatsuki Fujimoto ist sein außerordentlicher Ideenreichtum zu erkennen – Menschen, die sich nach einem Krieg gegen Aliens als Hühner verkleiden, um zu überlegen, ist ein Novum. Auch über das Setting von Im Garten gab es zwei Hühner hinaus zeugen einige der Einfälle von großer Kreativität. Abhängig von der eigenen Interpretation klingen zudem gesellschaftskritische Töne an, etwa in Richtung Massentierhaltung und Geschlechterrollen.
Zwar sind nicht alle Kurzgeschichten in ihrer Umsetzung gleichermaßen gut, zusammengenommen überzeugen aber sowohl 17-21 als auch 22-26. Grund dafür ist unter anderem die gebotene Abwechslung, die sich im Inhalt und der übermittelten Atmosphäre zeigt. Während einzelne Oneshots nachdenklich angelegt sind, regen andere zum Schmunzeln an.
Romantik, mal mehr und mal weniger subtil, ist ebenfalls wiederkehrender Bestandteil der zwei Bände. Größte Gemeinsamkeit aller enthaltenen Arbeiten ist der übernatürliche Rahmen. Von Aliens über Vampire bis hin zu Meerjungfrauen – der Autor hat seine Fantasie nicht auf die Lebenswirklichkeit beschränkt. Lediglich Die große Schwester der kleinen Schwester weicht ein wenig von diesem Kurs ab.
Beide Short Story Collections bilden ein Potpourri der grafischen Literatur, das nicht nur für Fans von Chainsaw Man interessant sein dürfte. Alle, die einmal einen Eindruck von den Arbeiten des immer weiter an Popularität gewinnenden Künstlers gewinnen möchten, sind hier – wie schon mit Look Back – gut beraten.
Mit 12,00 € liegt der Preis über dem marktüblichen Durchschnitt. Allerdings wird dieser durch die bessere Qualität aufgewogen. Egmont Manga hat für die Produktion, wie zuvor bei Kase-san und Stravaganza – Die eiserne Prinzessin, reinweißes Papier von angenehmer Dicke verwendet. Davon profitiert zugleich der Druck. Die Schwarz-Weiß-Kontraste und die Grauabstufungen sind einwandfrei.
Abschließend bedanken wir uns bei Egmont Manga *WERBUNG für das unverbindliche Zusenden von Belegexemplaren.